Titelbild Universität Rostock

Hauptgebäude
Universität Rostock

Hauptgebäude
Universität Rostock

Restaurierung der Raumschale der Aula und der repräsentativen Räume

Die Universität der Hansestadt Rostock stellt für uns in jeglicher Hinsicht eine Besonderheit dar. Leitete doch die Restaurierung der Aula und repräsentativen Räume der Universität im Herzen der Geburtsstadt des Bundespräsidenten a.D., Joachim Gauck, unseren Einstieg in die Tätigkeit in Norddeutschland, speziell Mecklenburg-Vorpommern ein.

Auftraggeber

Betrieb für Bau und Liegenschaften
Mecklenburg – Vorpommern
Wallstraße 2
18010 Rostock
Fr. Wenzel

Architekt

Architekturbüro Grebin
Dr. Ing. Rainer Grebin
Lessingstraße 6
18055 Rostock

Beteiligte MA

Dipl. Rest. (FH) Michael Lange
Stuckateurmeister (§8HWO) Lucas Lange
Dipl. Rest. (FH) Sven Hübner
Kirchenmaler Christoph Schneider
Stuckateur Steve Meißner

Freiberufliche Mitarbeiter
Dipl. Rest. Gunter Preuß
Dipl. Rest. Jenny Müller
Rest. (VDR) Ute Schreiber

Räume
Monate Bearbeitungszeit
Euro Umfang
beteiligte Mitarbeiter
Universitätshauptgebäude der Universität Rostock 8Universitätshauptgebäude der Universität Rostock 9

Objektbeschreibung

Das repräsentative Universitätshauptgebäude der Universität Rostock, in seiner jetzigen Form entworfen von Hermann Willebrand im Stil der Neorenaissance in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, in Mitten der Hansestadt beherbergt neben der großzügigen, lichtdurchfluteten Aula auch zahlreiche repräsentative Räume für Rektor, Professoren und Verwaltungspersonal.

Die Universität mit langer Tradition, Gründungstag war der 13. Februar 1419, konnte am 12. November 2013 wieder in Ihr repräsentatives Universitätsgebäude aus dem Jahr 1870 einziehen.

Im Zuge der Generalsanierung des Universitätshauptgebäudes konnte im Rahmen eines VOF – Verfahrens die umfangreiche Restaurierung der Aula sowie der 4 bedeutendsten repräsentativen Räumen gewonnen werden.

Die, im Stil des Historismus angelegte Aula wurde zuletzt in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts restauriert. Bemerkenswert in der Aula sind vor allem die sechzehn aufwändig gestalteten Porträts welche wesentliche Wissenschaftler und Stifter der Universität zeigen. Hier waren vor allem die Ölbildnisse konservatorisch zu behandeln und die vergoldeten Rahmungen zu überarbeiten.

Die repräsentativen Räume wurden im Zuge der Sanierung umfangreich überarbeitet. Das ursprüngliche Erscheinungsbild wurde in einem aufwändigen Prozess an Hand historischer Fotoaufnahmen wieder hergestellt.

Referenzbild Universität Rostock

Bereiche

Bestanteile der Restauration waren die großzügige Aula, sowie der zahlreichen repräsentative Räume für Rektor, Professoren und Verwaltungspersonal.

Aula

Decke
obere Wandzone – Akanthusfriese und Figuren
mittlere Wandzone – Stuckmarmorfelder mit Vergoldungen
Balkone
Untere Wandzone – Stuckmarmorfelder
Säulen und Emporen

Repräsentative Räume

Sekretariat
Konzilzimmer
Professorenzimmer
Rektorat

Referenzbild Universität Rostock

Ausgangszustand

Die Decke der Aula ist durch eine profilierte, reich gegliederte Holzkassettendecke gegliedert. Aufwändige Brettverkleidungen verdecken das Komposit aus Holz-Stahl. Im Vorfeld zur Restaurierung wurde das bauzeitliche Oberlicht geöffnet und der Aula so ihre lichtdurchflutete Erscheinung wieder gegeben. Die Holzflächen waren mit einem Überzugslack aus den 1970er Jahren überfasst, darunter liegend eine bztl. Holzimitationsmalerei.

Höhungen und Betonungen auf Profilen und Stäben waren ölvergoldet ausgeführt. Die Oberflächen waren umfangreich und qualitätsmindernd überarbeitet und verschmutzt.
Die Wandflächen waren ebenfalls extremen Verschmutzungen ausgesetzt. Die Fassungsoberflächen der beiden Übermalungen (1970 und früher) lösten sich bereits großflächig ab. Zudem waren die früher ausgeführten Retuschen und Übermalungen formal und farbig völlig unpassend.

Die stark abgeglätteten Mittenwandbereiche waren vollständig 1978 überfasst und negierten die bauzeitlichen Gliederungen mit rahmenden, breiten Bändern und schmalen, mattvergoldeten Bändern völlig.

Die Balkonzone zeigte sich im Großen und Ganzen intakt. Die Zone wurde 1970 komplett neu gefasst und wurde im Zuge dieser Maßnahme lediglich gereinigt, konservatorisch behandelt und in Kleinstflächen retuschiert.

Die Unterwandzone zeigte durch die lang anhaltende Bautätigkeit starke Verschmutzungen und zahlreiche mechanische Schäden. Die die Balkone stützenden Stuckmarmorsäulen waren oberflächig verschmutzt, der Glanz dieser Oberflächen war völlig verloren, allgemein war die Oberflächenhaptik durch alte, nicht mehr wirksame, Überzüge stark beeinträchtigt.

In den repräsentativen Räumen waren lediglich die Decken zu bearbeiten. Es handelte sich hierbei um fünf Nebenräume, das Rektorat, Sekretariat, Konzil-, Professoren sowie Begegnungszimmer. Die Decken waren mit geputzten Deckenfüllungen, hölzernen Unterzügen und Konsolen gegliedert. Die in Pappmachétechnik ausgeführten Verkleidungen welche die Deckenfelder einrahmten waren zum größten Teil verloren und wurden teils komplett neu hergestellt.

Maßnahmen

Maßnahmen

Aula ▾

  • Befunduntersuchung – daraus ableitend ein vertiefendes Maßnahmekonzept
  • Konservierung von gewonnenen Malereibefunden
    • Flächige Festigung der Malschichten über Japanpapierfacing mit Tylose MH 300 in H2O / Aceton gemisch.
  • Großflächige Abnahme von Übermalungen auf den Arabeskenmalereien der Bildnisfelder
    • Die Freilegung / Abnahme der Übermalungen der Wandfelder war erst nach der Konservierung der im Paket abgängigen Malschicht möglich. Die Konservierungen wurden nach Vorversuchen mit Hausenblasenleim 3%ig ausgeführt. Das Material wurde unter die abgehobenen Bereiche injiziert und die Malschicht im Facingverfahren niedergelegt. Danach wurden die Übermalungen der Fonds und der Lineatur vollständig mit feuchtem Wattebausch abgenommen. Ein Acetonzusatz verhinderte eine größerflächige Durchfeuchtung der Malschicht. Die Retuschen und Übermalungen innerhalb der Malerei wurden ebenfalls weitestgehend abgenommen.Partiell wurde mit Skalpell und Glasradierer nachfreigelegt. Die Feinreinigung erfolgte mit Akapad Wish-Up Varietät „weich“.
    • Die Einfachen Stuckrahmungen um die Bildnisrahmungen und die Doppelkaryatiden herum wurden mittels Knochenleimstrappo freigelegt.
  • Rekonstruktion der Fondfarbigkeit
    • Die gebrochen grau-weißen Wandfonds wurden entsprechend der Befunde der bauzeitlichen Fassung 1 rekonstruiert. Die mit den zwischenzeitlichen Übermalungen geänderten Nuancierungen der Farbwerte wurden nicht berücksichtigt, sondern die erste (bauzeitliche) Fassung als relevant angesetzt. Die Rekonstruktion der Fondbefunde erfolgte als deckender, zweifacher dünner Leimfarbenanstrich. Die freigelegten Rahmungsbefunde und die Malerei wurden ausgespart. An allen bereits im Zuge einer früheren Freilegung beschnittenen Malereirändern wurde mit der Leimfarbe annähernd niveaugleich (im Höhenniveau der Materialstärke) angeschlossen. Die gemalten Rahmungen wurden in Leimfarbentechnik rekonstruiert unter Einbeziehung der freigelegten bauzeitlichen Bereiche. Die Arabeskenmalerei wurde mit Gouachefarben (Lascaux) in Vollretusche retuschiert.Fehlende Bereiche wurden auf Grundlage des Bestandes rekonstruiert. Fast die komplette Malerei musste im Bereich der Randzone zum Fond (1-2cm breit) ergänzt werden, da diese Zone im Zuge einer früheren Freilegungsaktion verloren gegangen war und dadurch die Malerei zum Schluss scherenschnittartig in der Fondfläche stand. Die notwendigen Teilrekonstruktionen konnten auf Grundlage des Bestandes mit Hilfe von 1:1 Pausen und gespiegelten Details sicher rekonstruiert werden.
  • Retusche und Ergänzung der Vergoldungen
    • Fehlstellenbereiche innerhalb der Vergoldungen wurden grundiert mit Shelllack abgesperrt und mit Perlglanzpigemt in Damarbindung retuschiert. Damit konnte das Erscheinungsbild der überlackierten Metallauflage erreicht werden.
  • Instandsetzen der Stuckoberflächen
    • Bearbeitung – Risse: Die Risse wurden außerhalb der Metallauflagen / Malereibereiche auf ca. 0,5cm erweitert und ausgesaugt. Die Rissflanken wurden mit Syton X30 1:10 in H2O / Alkohol eingelassen. Die Ergänzung erfolgte in Gips – Kalkmörtel. In den Putzflächen der Wandfelder wurde der Gipsanteil auf 0,25 RT abgesenkt.
    • Bearbeitung – Strukturschwächungen: Die betreffenden Bereiche wurden mechanisch bis auf eine einigermaßen feste Zone abgereinigt (Glasradierer) und abgesaugt. Danach wurden lokal Zellstoffkompressen (Lagenzellstoff in aqua dest) angelegt (zwei Zyklen). Nach einer Nachreinigung und Trockenphase (10 Tage) wurden die Flächen mit Syton X30 (verdünnt) eingelassen. Die Oberfläche wurde mit Gipsmörtel (reine Stuckzone) oder Gips-Kalkmörtel (Wandflächen / Profile) ergänzt, die Oberflächen niveaugleich abgeglättet zum Original.
    • Fehlstellen: Die Abbrüche / Schäden an der Stuckatur wurden mit Gipsmörtel niveau- und formgleich zum Bestand ergänzt.
  • Wiederherstellen der großen Wandfelder mit ihrer vergoldeten Gliederung
    • Für die Abnahme der mehrlagigen Ölfarbenüberfassungen wurden mehrere Abbeizgele und das Strappoverfahren getestet. Das Abbeizgel „ASUR“ Fa. Scheidel erwies sich im zweifachen Auftrag auf gesamt ca. 3mm Stärke am geeignetsten. Unter Folienabdeckung bei einer Standzeit von ca. 6 Stunden konnte mit stumpfen Spachteln das dann gequollene Ölfarbenpaket im Ganzen abgeschoben werden.
    • Die gekitteten Fehlstellen auf den Fondflächen der Längswände wurden retuschiert (Eitempera) mit Schelllack abgesperrt und kleinteilig gewachst mit Renaissancewachs. Mit dem Schelllacküberzug auf den Retuschen konnte eine Annäherung an den Zustand des Umfeldes erreicht werden. Eine völlige Anpassung an den (wechselnden) Oberflächenglanz des Umfeldes war nicht möglich auf Grund der Kleinteiligkeit der Fehlstellen. Die umlaufende Bänderung aus Metallpulverauflagen im Bronzefarbton wurde in gleicher Technik ergänzt. Auf Schelllackgrundierung wurde Perlglanzpigment in einem dem Befund entsprechenden Farbton abgemischt und mit Schelllack abgebunden. Die Ergänzungen erfolgten flächig als Rekonstruktion unter Einbindung von Originalbereichen. Die vergoldeten Liniierungen wurden mit dünner ockerfarbener Alkydharzfarbe seidenmatt vorgelegt (als Grundierung) und danach auf 12 Std. Mixtion mit Orangegold vergoldet. Erhaltene /16/ /17/ Bestandsliniierungen wurden in die Rekonstruktion mit einbezogen und durch vorherige Retuschen, punktuelle Nachvergoldungen zu ganzen Stücken ergänzt.
  • Mehrstufige Reinigung der holzimitierten Fassungsflächen und Vergoldungen (mechanisch trocken / nass)
  • Rekonstruktion fehlender Holzapplikationen (Zierelemente)
  • Kittung von Ausbruchstellen im Holz und Konstruktionsfugen mit angepasster Kittmasse
  • Retusche der Kittstellen
  • Retusche der Holzimitationsmalereien

Repräsentative Räume ▾

  • Untersuchung Deckenputzflächen / Balken / Unterzüge / Knaggen und Konsolen
  • Ermittlung der bauzeitlichen Fassung und Gliederung
  • Erstellung einer Musterachse von ca. 1 qm mit Fassung der Balken und Deckenflächen
  • Fehlstellen und Risse holztechnisch instand setzen
    • Die Fehlstellen aus Befestigungselementen bis 2 qcm Größe und Risse wurden mit Holzersatzmasse Woodline oderflächenbündig geschlossen und überschliffen, ggfls. In zwei Durchgängen, da das Material geringfügig schwindet.In größeren Fehlstellen wurde ein Holzkern eingesetzt. Die Verleimung erfolgte in Weißleim. Die fehlenden Profilholzverkleidungen an einem der Balkenunterzüge wurden durch Tischler (NAN Tischlerei K. Münzner) als Nadelvollholzprofile nachgefertigt. Die Profile wurden 1:1 am Original abgenommen. Die Befestigung erfolgte durch Verschraubung in die Bestandszonen.
  • Wiederherstellung der Putzflächen
  • Herstellung der Grundierung
  • Herstellung der Holzimitationsmalerei und Gliederungsmalerei
    • Die Grundierung erfolgte auf die vorbereiteten Flächen mit einer völlig matt auftrocknenden Kunstharzfarbe in einem hellen, eher stumpfen Eichenholzfarbton. Spachtelstellen, sich markierende Ausbesserungen wurden nachgespachtelt, geschliffen und nachgrundiert, so dass eine homogene, geschlossene Grundierungsfläche entstand. Der Aufbau der Holzimitation wurde den Befunden entsprechend nachvollzogen, d.h. es wurde erst die helle Holzimitation der 1. Fassung hergestellt und diese danach mit einer dunklen Lasur der 2. Fassung überzogen.Die Holzstrukturmalerei der ersten Fassung wurde in klassischer Manier als Bierlasur mit Kasslerbraun und gebrannten Siena mit eher geringer Textur hergestellt. Die Strukturierung erfolgte mit traditionellen Mitteln (Pferdehaarschläger, Kamm, Schwamm). Die Überzugslasur wurde mit getönten Kunstharzfirnis in einem Durchgang, partiell zwei Durchgängen ausgeführt. Die im südlichen Deckenteil originalen Flächen wurden in Holzfarbton und mit gefärbtem Firnis retuschiert.Ein verdünnter Firnisüberzug erfolgte auf der Basis von Dammarharz glänzend, hier ohne zusätzliche Eintönung.
    • Für die Deckenfelder wurde die Befundfassung in Leimfarbentechnik rekonstruiert. Die letzte Bestandsfassung (Mischbinder) wurde bis auf einen tragfähigen Grund abgewaschen, partiell mussten Risse, kleiner Löcher und Beschädigungen instand gesetzt werden (Kalk-Gips-Spachtel) bzw. Luftkalkmörtel 0 – 1mm als Unterbau). Danach wurden die Flächen dünn vorgeleimt mit Methylzellulose und es wurden zwei dünne Anstriche aufgebracht. Bindemittel hierfür war Methylzellulose / Pigment, als Füllstoff Rügenkreide. Die Liniierungen wurden auf Grundlage der Befunde und der bestätigten Probeachse in Leimfarbentechnik rekonstruiert, als Pigmente wurden gebr. Siena, Englischrot, Ocker und Holzkohle-Schwarz eingesetzt.
  • Wiederherstellung der Bronzierungen auf den Profilen
  • Ergänzung der Profile in Pappmacheé-technik
    • Sowohl am Gesims als auch an den Konsolen waren Teile zu ergänzen. Dabei wurde zur Ergänzung vorgegangen wie folgte:Die betreffenden Referenzteile wurden demontiert und gereinigt. Danach wurden die Teile abgeformt. Dies wurde für die Profilteile mit einer Gipsform realisiert, für die Konsolteile mit einer steif eingestellten Silikonform (mehrteilig).In dieser Negativform wurden die Pappmachéteile aus Zellstofffasern Arbocel BC 1000, Methylzellulose, Gips und Knochenleim in mehreren dünnen Lagen aufgebaut.Die Trocknung der Einzellagen erfolgte durch Lufttrocknung unter Durchzug.Die Montage der Profilteile erfolgte wie im Original auf einer nachgefertigten Nadelholzlattung, die nachgefertigte Konsole wurde an der Wand verschraubt, die Konsolteile mit dem Bestand durch überlappende Papiere verklebt und an der Wand verschraubt.Die Übergangszone wurde –wo notwendig mit Holzersatzmasse nachmodelliert.
  • Kleinteilige Ergänzungen und Kittungen an Balken und Pappmacheéprofilen
  • Neuherstellen von Holzzierelementen

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